Geschichte
Geschichte der Stadt Ulm - von ihrer Gründung im Jahr 854 bis in das 20. Jahrhundert
9. bis 12. Jahrhundert
Hulmam - Ulm auf dem Weg zur Stadt
22 Juli 854
Die Erstnennung Ulms
Urkunde mit Siegel. Quelle: Stadt Ulm
Die erste namentliche Nennung von Ulm findet sich in einer von König Ludwig der Deutsche unterzeichneten Urkunde, in der ein Rechtsstreit zwischen dem Bistum Konstanz und dem Kloster St. Gallen beigelegt wird. "Actum hulmam palatio regio" - Geschehen in der königlichen Pfalz zu Ulm - steht dort unter dem Königlichen Siegel geschrieben. In den nächsten 50 Jahren blieb Ulm ein wichtiger Pfalzort. Zur Pfalz gehörte eine Wirtschaftssiedlung mit zahlreichen Handwerkerhütten sowie ein Marktplatz. Hier enstanden schon sehr früh Steinbauten und auch das Rathaus wurde dort errichtet.
1127 - 1179
Ausbau Ulms
Beginnend mit dem Hoftag Konrad II im Jahr 1127 sind unter den Saliern wieder vermehrt königliche Aufenthalte nachweisbar. 1079 wurde Friedrich von Staufen mit dem Herzogtum Schwaben belehnt. Nach Festigung ihrer Macht bauen die Staufer Ulm zu einem ihrer Hauptstützpunkte aus.
1131
Kämpfe um das Erbe der Salier
Das Aussterben der Salier führte zu Kämpfen um die Reichsgüter aus diesem Erbe, in dessen Folge Ulms Umland niedergebrannt wurde. Drei Jahre später - 1134 - traf es dann auch die komplette Stadt.
1140
Wiederaufbau der Pfalz
Unter den Staufern wurde die Ulmer Pfalz 1140 wieder aufgebaut und im Gefolge wurde die Siedlung weiter ausgebaut.
1181
Die Stadterhebung
1181 wurde Ulm von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zur Stadt erhoben. 1184 wird Ulm zur freien Reichsstadt.
13. bis 14. Jahrhundert
Ulm erblüht zur Wirtschaftsmacht
1295
Der erste Bürgermeister
In einer Urkunde von 1292 wurde der erste Bürgermeister der Stadt erwähnt: Der Patrizier Ulrich Strölin. Dieser übernimmt den Vorsitz des 1255 Gegründeten Rates der neben dem Ammann (oberster Amtsmann) versuchte die Interessen der Stadtgemeinde zu durchzusetzen.
1300
Erweiterung und Befestigung
Ulm um 1597. Der Plan zeigt die Ausdehnung der Stadt nach der Erweiterung im 14. Jhd.
Anfang des 14. Jahrhunderts wurde die Stadt um das vierfache vergrößert. Die Umliegenden Siedlungen wurden mit in den Schutz der neu entstandenen Befestigung aufgenommen.
1376
Das rote Buch
Das Ulmer Stadtrecht, dass sich hauptsächlich aus Gewohnheitsrecht, Reichsrecht und Privilegien entwickelte wird erstmals im sogenannten „Roten Buch“ niedergeschrieben. Es stellt das älteste Gesetzbuch der Stadt dar.
Das Buch steht auf archive.org zur Ansicht und zum Download bereit.
1377
Grundsteinlegung des Münsters
Um bei einer Belagerung nicht von der ausserhalb der Stadtmauer stehenden Ulmer Pfarrkirche abgeschnitten zu sein, beschlossen die Ulmer innerhalb der Stadtmauer eine neue Kirche zu errichten. Finanziert wurde diese durch die Einwohner selbst.
Zur Zeit der Grundsteinlegung zählt Ulm etwa 8000 Einwohner.
1397
Der Schwörbrief
Im großen Schwörbrief wurde die Stadtverfassung niedergeschrieben. Diese regelte die Beteiligung der Bürger am Stadtregiment und sollte die nächsten 150 Jahre Bestand haben.
15. Jahrhundert
Ulm auf dem Höhepunkt von Reichtum und Macht
1400
Höhepunkt der Macht
Ulmer Berchant- und Leintücher sind in ganz Europa begehrt. Ulm ist zudem Umschlagplatz für Eisen, Wein und Holz. Zur Stadt gehören die drei Städte Geislingen, Albeck und Langenau, sowie insgesamt 55 Dörfer – bis auf Nürnberg hatte keine andere Reichsstadt ein größeres Stadtgebiet.
Ulm ende des 15. Jahrhunderts im Jahre 1493
1484
Die älteste erhaltene Chronik der Stadt
Etwa zwischen 1484 und 1500 veröffentlichte der Dominikanermönch Felix Fabri seinen „Tractatus de civitate Ulmensi“ (Abhandlung von der Stadt Ulm). In diesem Buch beschreibt Fabri die Gegenwart der Stadt und versucht deren Geschichte umfassend darzustellen. Das Autograph des in lateinischer Sprache verfassten Werkes befindet sich im Stadtarchiv von Ulm.
16. Jahrhundert
1530
Einführung der Reformation
Die Ulmer Bevölkerung beschließt mit großer Mehrheit den Übertritt zum Protestantismus – 87% stimmten für einen Fortbestand der evangelischen Lehre in der Stadt und damit gegen den auf dem Augsburger Reichstag vorgelegten Entwurf des Reichstagsabschiedes, der die neue Lehre verbot.
1531
Bildersturm
Im Zuge des reformatorischen Bildersturms wurden über 30 Kirchen und Kapellen abgerissen oder entweiht, sowie über 100 Altäre (davon über 60 im Ulmer Münster selbst) zerstört oder entfernt. Zuvor hatte der Rat der Stadt den Besitzern der Altäre seine Absicht mitgeteilt, sodass diese ihre Altäre in Sicherheit bringen konnten. Übrig gebliebene Altäre brachte die Stadt in ihr Magazin. Einige davon sind heute in Dorfkirchen der Umgebung aufgestellt (z. B. in Scharenstetten).
1543
Einstellung des Münsterbaus
Aufgrund politischer Spannungen, der Reformation und Geldknappheit kommt es zum Baustillstand. Die Höhe des Hauptturmes betrug zu dieser Zeit etwa 100 m, die der beiden Chortürme etwa 32 m. Der Bau wird die nächsten 300 Jahre ruhen.
Der Kupferstich von Matthäus Merian zeigt das Ulmer Münster um 1650 nach dem Ende des ersten Bauabschnittes
1546
Aufhebung des großen Schwörbriefes
Konflikte mit dem Kaiser und anderen Reichsständen führten dazu, dass Ulm 35 seiner Dörfer durch Plünderung oder Brandschatzung im Schmalkaldischen Krieg verlor und sich zuletzt doch dem katholischen Kaiser Karl V. unterwerfen musste, welcher die bis dahin gültige städtische Verfassung (Großer Schwörbrief) aus dem Jahre 1397 aufhob, und dem städtischen Adel (Patriziat) durch den sogenannten Hasenrat faktisch die alleinige Entscheidungsgewalt in der Stadt zusprach.
17. Jahrhundert
1618 - 1648
30 Jähriger Krieg
Ulmer Festungsanlagen um 1650 auf einem Kupferstich von Matthäus Merian.
Ulms gut ausgebaute Festungsanlagen schrecken Angreifer ab. Die Stadt bleibt jedoch von wirtschaftlichen Schäden nicht verschont.
1634
Die Pest erreicht Ulm
Im Winter bricht in der von Flüchtlingen überfüllten Stadt die Pest aus.
1641
Gründung des Stadttheaters
Die frühesten Belege für Theateraufführungen in Ulm reichen bis in den Beginn des 16. Jahrhunderts zurück, wenn auch szenische Darstellungen schon in noch früherer Zeit dargeboten worden waren. 1641 gegründet ist es das älteste städtische Theater Deutschlands.
1944 und 1945 wurde das mehrfach um- und ausgebaute Theatergebäude durch Bomben nahezu vollständig zerstört. In den ersten Nachkriegsjahren wurde in der unzerstörten Turnhalle der Wagnerschule ein Interimstheater eingerichtet, welches bis zur Einweihung des Neubaus 1969 in Betrieb blieb und heute verschiedenen freien Theatergruppen oder Schultheatergruppen als Spielstätte dient.
18. Jahrhundert
1702
Eroberung Ulms
Bayerisch-französische Besatzer überfallen und besetzen Ulm.
1704
Schlacht bei Höchststädt
In der Schlacht bei Höchststädt wird die französisch-bayerische Armee durch die Alliierten (kaiserliche, preußische, niederländische und englische Truppen) geschlagen und verschanzte sich in Ulm. Nach tagelanger Belagerung ergaben sich die Besatzer und Ulm erhielt seinen Status als freie reichsunmittelbare Stadt zurück.
1770
Die Stadt Ulm ist bankrott
Durch Kriege, besonders während des Dreißigjährigen Krieges und des Spanischen Erbfolgekrieges, durch verheerende Seuchen, Reparationszahlungen und Erpressungen verschiedenster Belagerer und Besatzer wurde der Reichtum Ulms derart verringert, dass die Stadt um 1770 bankrott war und weiteren Grund (Herrschaft Wain) veräußern musste. 1786 umfasste das Ulmische Gebiet noch folgende Verwaltungen: Obervogteiamt Geislingen, Oberämter Langenau, Albeck und Leipheim sowie die Ämter Süßen, Stötten, Böhringen, Nellingen, Weidenstetten, Lonsee, Stubersheim, Bermaringen und Pfuhl.
19. Jahrhundert
1802 - 1803
Verlust der Reichsfreiheit
Ulm verliert seine Reichsfreiheit und wird in das Kurfürstentum Bayern eingegliedert und stellt fortan die Provinzhauptstadt von Schwaben dar.
1805
Schlacht bei Elchingen
Die Österreichische Besatzung kapituliert in Ulm vor Napoleon.
1810
Ulm fällt an das Königreich Württemberg
Ulm fällt an das Königreich Württemberg. Die Donau wird Landesgrenze zu Bayern.
1811
Gescheiterter Überflug der Donau
Albrecht Berbinger, „der Schneider von Ulm“, scheitert beim Versuch die Donau zu überfliegen.
1818
Neu-Ulm erhält Gemeinderecht
Die kleine Siedlung am bayerischen Donauufer erhält das Gemeinderecht. Ulm war damit Grenzstadt geworden. 1869 erhält Neu-Ulm das Stadtrecht.
1842 - 1859
Ausbau Ulms zur Festung des Deutschen Bundes
Ausbau Ulms zur Festung des Deutschen Bundes. Ein gewaltige Festung soll die Städte Ulm und Neu-Ulm umschließen.
1844
Fortsetzung des Münsterbaus
Nach der Neugründung der Münsterbauhütte begann man zunächst mit Sicherungsmaßnahmen für den Weiterbau im allgemeinen sowie dem Ausbau der beiden Chortürme.
Ulmer Münster im Jahr 1888, kurz vor der Fertigstellung des Hauptturmes
29 Juni 1890
Fertigstellung des Ulmer Münsters
Mit der vollendung des 161 m hohen Münsterturmes wird im Juni 1890 die Fertigstellung des Münsters mit einem Festakt gefeiert.
20. Jahrhundert
1933 - 1935
Konzentrationslager am oberen Kuhberg
Viele der Opfer der Verfolgung durch die Nationalsozialisten wurden von 1933 bis 1935 im Konzentrationslager Oberer Kuhberg, einem der Festungswerke der Bundesfestung Ulm, ohne Gerichtsverfahren eingekerkert und misshandelt. Später wurden die verbliebenen Gefangenen in das KZ Dachau überstellt. Darunter befand sich auch Kurt Schumacher.
1938
Ulm wird zum Stadtkreis
1944 - 1945
Schwere zerstörung Ulms
Die Ulmer Altstadt wird durch Luftangriffe schwer getroffen. Etwa 80% der Ulmer Innenstadt wurde zerstört. Das Münster blieb weitestgehend unversehrt.
1955: Blick vom Hauptturm des Ulmer Münsters zum westlichen Münsterplatz. Die Baulücken sind Folgen der besonders am 17. Dezember 1944 erfolgten Zerstörung der Altstadt. Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F002656-0011 / Unterberg, Rolf / CC-BY-SA
1953
Gründung der HfG
Die Hochschule für Gestaltung Ulm wurde 1953 von Inge Aicher-Scholl, Otl Aicher, Max Bill und weiteren in Ulm gegründet und bestand bis 1968. Sie gilt als die international bedeutendste Design-Hochschule nach dem Bauhaus. International genoss sie einen hervorragenden Ruf und war Wegbereiter und Vorbild sowohl für künftige Design-Studiengänge an Hochschulen für Gestaltung als auch für das Berufsbild des Dipl.-Designers.
1960
Gründung der Staatlichen Ingenieursschule
Seit 1972: Fachhochschule
1967
Gründung der Universitätsstadt Ulm
1971 - 1975
Gebietsreform
Eingemeindungen von Jungingen, Unterweiler, Mähringen, Eggingen, Ermingen, Donaustetten, Gögglingen, Einsingen und Lehr
1987
Ulm wird zur Wissenschaftsstadt
1993
Eröffnung des Stadthauses und des Congress Centrum Ulm
Das von Stararchitekt Richard Meier geplante Stadthaus am Münsterplatz wird eröffnet. Ebenfalls eröffnet wird das Congress Centrum Ulm (CCU)
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